Die 80er im Schloss Karlsruhe – Sie sind wieder da!, Grundig Walkman Beat Boy 160, Hersteller: Grundig Aktiengesellschaft, Zauberwürfel „Rubik’s Cube“, 1980, Ungarn, Hersteller: Ideal Toy Corp. (Arxon), Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck

 

Erlebnisausstellung im Badischen Landesmuseum

(17. Juni 2023 – 25. Februar 2024, Schloss Karlsruhe)

Vom Gameboy und dem Zauberwürfel bis hin zu Anti-Atomkraft-Protesten und dem Mauerfall – die 1980er sind ein Jahrzehnt voller Extreme, Umbrüche und Innovationen. Nun sind sie wieder da: in der Erlebnisausstellung „Die 80er“ des Badischen Landesmuseums ab 17. Juni im Schloss Karlsruhe. Die Jahrzehnte-Schau blickt in eine Ära, in der unsere Gegenwart noch Zukunft war. Die Besucherinnen und Besucher tauchen ab in ihre Jugend und erleben die eigene Geschichte aufs Neue. Zudem können sie ihre Erfahrungen und liebsten Stücke aus dieser Zeit in die Ausstellung einbringen und mit anderen teilen.

Rollerskates, Gameboy und Zauberwürfelm Rollerskates: 1980er Jahre, Nintendo Game Boy, DMG 01, 1990, Kioto (Japan), Hersteller: Nintendo Co. Ltd., Zauberwürfel „Rubik’s Cube“, 1980, Ungarn, Hersteller: Ideal Toy Corp. (Arxon), Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck

„Die 80er sind eine gemeinsame Erinnerungsleistung. Das Museum schafft das nicht alleine. Um möglichst viele Perspektiven des Jahrzehnts sichtbar zu machen, braucht es auch viele Stimmen“, so der Appell von Kuratorin Brigitte Heck. Zusammen mit Gastkurator Martin Wacker und vielen anderen Projektbeteiligten hat sie die Ausstellung auf die Beine gestellt. Und sie lädt Besucherinnen und Besucher dazu ein, sich als Zeitzeugen aktiv zu beteiligen: Sei es der Gameboy, der im Jugendzimmer fester Bestandteil war, oder der Walkman, der mit den Hits der 80er Jahre heiß lief – Objekte und Geschichten, die im eigens dafür eingerichteten Erinnerungslabor erzählt werden können, sind willkommen. So leben die Erinnerungen an das Jahrzehnt gemeinsam wieder auf.

Erzählen, hören, anfassen: Objekte und Geschichten im Erinnerungslabor, Kassette und Bandsalat, Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck

Auch damalige Akteure der Region Karlsruhe bringen sich mit ihren künstlerischen Arbeiten aktiv ein: Andreas Hella reinszeniert eine Wandmalerei der 80er im Ausstellungsraum. Sein Werk versetzt in die Atmosphäre der ehemaligen Karlsruher Disco K5 in der Kronenstraße. Auch die Werke des Hannoverschen Fotografen Burkhardt ED Rump widmen sich dem wilden Lebensgefühl von damals und durchfeierten Partynächten. Neben dokumentarischen Fotografien bereichern zahlreiche Leihgaben und Kultobjekte die 80er-Jahre-Schau. Sie stammen unter anderem von Prominenten, die das Jahrzehnt in BRD und DDR geprägt haben. Das T-Shirt der heutigen Landesbischöfin Heike Springhart mit der Aufschrift „Ich bin ein Störfall!“ ist ein prägnanter Ausdruck der Anti-Atomkraft-Proteste. Die Gitarre von Udo Lindenberg, das Schlagzeug von Punk-Ikone Elke Käthe Kruse und die Lederjacke von Scorpions-Sänger Klaus Meine stehen für unvergessliche Rockkonzerte, aber auch für die politische Sprengkraft der Musik. Und selbst Steffi Grafs Goldmedaille für den Golden Slam zeigt, wie politisiert die 80er waren – sogar im Sport. Es ist die Zeit des Kalten Krieges, der Olympia-Boykotte und der Moment, in der sich die Gesellschaft mutig zu einer protestierenden Öffentlichkeit entwickelt: gegen Aufrüstung, Umweltverschmutzung und die Reformunwilligkeit erstarrter Systeme.

Kiosk und Graffiti, Kiosk als partizipative Ausstellungsfläche / Graffiti als Hommage an den Graffiti-Künstler, DARK von BASKE ToBeTrue, Hip Hop Kulturzentrum Combo, Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck

Der erste Bereich der Ausstellung ist daher dem asphaltierten Stadtraum der 80er gewidmet, in dem jene Konfrontationen und Konflikte ausgetragen werden. Es geht um eine neue Architektursprache, Hausbesetzungen, aber auch erste Einflüsse der Hip-Hop-Szene und der Graffiti-Kunst, die das damalige Stadtbild prägen. Das Team des Hip-Hop-Kulturzentrums Combo aus Karlsruhe bringt Farbe an die typisch-grauen Beton-Wände. Diese Zeit erscheint vergangen und ist zugleich hochaktuell: Wohnraum-Knappheit, städtische Versiegelung und grüne Energie sind Themen, welche die Menschen der 80er bewegten und uns nach wie vor beschäftigen. Ein Mauerbruch steht am Übergang zum zweiten Ausstellungsraum: Die streitende, streikende und demonstrierende Öffentlichkeit ist hier das Thema – und politische Debatten werden erneut aufgerollt.

Wohnzimmer-Inszenierung aus den 1980ern mit Heimkino, Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck

Knallig-poppige Farben, wildgemusterte Tapeten und punkige Musik versetzen schließlich in den privaten Bereich und das häusliche Umfeld. Besucherinnen und Besucher schwelgen in vergangenen Musik- und Kinowelten: Sie sehen Schallplatten-Cover, Plakate von Blockbuster-Filmen und erinnern sich an Konzerterlebnisse. Und an große Reiseabenteuer: Eine ganze Generation erobert mit Interrail und Rucksack die Welt. In der grafischen Gestaltung der Erlebnisausstellung zieht sich das Quadrat thematisch durch – typisch für den bunten Zauberwürfel oder die frühe Pixelgrafik von Pac-Man, Mario Bros und Tetris. Es ist die Geburtsstunde der elektronischen Unterhaltung. Das Telefonieren ist zwar noch kabelgebunden, gleichzeitig kommen erste Computer und Gamingkonsolen auf.

80er-Jahre Collagenwand, Typische Themen, Objekte und Fotografien der 80er-Jahre, Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck

Die 80er sind ein widersprüchliches Jahrzehnt, in dem Proteste gegen Konsum laut werden und gleichzeitig konsumiert wird, wie nie zuvor in der Geschichte. Mediale Trends und Freizeitvergnügungen werden über den ganzen Globus vermarktet und führen zu der extremen Individualisierung der Gesellschaft von heute. Der nostalgische Rückblick auf die Zeit von damals lässt vieles im neuen Licht erscheinen.

Kreidler Florett 80Luxus, 1982, Kornwestheim (BRD), Hersteller: Kreidler, Typ LK 600, Deutsches Zweirad- und NSU-Museum Neckarsulm © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck

Die 1980er – wie waren sie? Eine eindeutige Antwort kann und will die Ausstellung nicht geben. Ausgewählte Objekte, Bilder, Ereignisse und Erfahrungen setzen jedoch ein buntes, spannungsvolles und auch widersprüchliches Mosaik dieses Jahrzehnts zusammen, das Kinder der 80er und spätere Generationen zum gemeinsamen Diskutieren, Erinnern und Ergänzen einlädt.

Telefonmodelle der 1980er aus DDR und BRD, Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck

Zur Eröffnung können sich die Besucherinnen und Besucher auf ein Spektakel vor dem Schloss freuen. Den Auftakt zum Eröffnungswochenende macht am Freitag, den 16. Juni, die „Spider Murphy Gang“. Seit ihrem 80er-Jahre-Hit „Skandal im Sperrbezirk“ gelten sie als Kultband der Neuen Deutschen Welle. Am Samstag, den 17. Juni um 11 Uhr, eröffnet die Erlebnisausstellung „Die 80er – Sie sind wieder da!“ auf dem Schlossplatz. Vom SWR moderiert, erinnert sich das Kuratoren-Team Brigitte Heck und Martin Wacker gemeinsam mit dem Publikum zurück und macht Lust auf das Jahrzehnte-Ereignis im Schloss. Von 12 bis 18 Uhr sind alle herzlich dazu eingeladen, „Die 80er“ kostenfrei zu besichtigen. Eine Breakdance-Show, eine Tanzformation und ein Mitmach-Tanzkurs zu unvergessenen Hits am Samstagmittag, eine SWR-Disco am Abend sowie „Pop und Poesie“ live am folgenden Sonntag versprechen ein „oberaffengeiles“ 80er-Wochende. Tickets für die kostenpflichtigen Konzerte am Freitag und Sonntag gibt es unter reservix.de oder an der Abendkasse.

 

Die 80er – Sie sind wieder da

17. Juni 2023 – 25. Februar 2024

Erlebnisausstellung, Schloss Karlsruhe

Di–So, Feiertage 10–18 Uhr

12 Euro / erm. 9 Euro

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