Die Schlossfestspiele in Karlsruhe © KME/Foto Jürgen Rösner

Wer Kunst sehen will, geht in Museen. Im Schwarzwald stimmt das nicht ausschließlich, wie die zahlreichen Kunstwerke im öffentlichen Raum sowie die vielfältigen Kunstpfade und Skulpturenwege beweisen. Sie machen die Symbiose zwischen abwechslungsreicher Natur und filigraner Kunst erleb- und erwanderbar – unter freiem Himmel oder sogar unter Tage. Humorvolle Werke gehören dazu, ebenso auch nachdenkliche. Manche stehen für sich selbst, andere in einer starken Beziehung zu ihrer Umgebung. 

„GENESIS“ von Markus Lüpertz an einer U-Bahn-Haltestelle in Karlsruhe. ©Andrea Fabry/Karlsruhe Kunst erfahren e.V.

Kunst erfahren – „Genesis“ im Karlsruher Untergrund

Eine U-Bahn-Fahrt in Karlsruhe führt zu 14 monumentalen Keramikreliefs von Markus Lüpertz, die neben der frei interpretierten biblischen Schöpfungsgeschichte die vier Elemente Wasser, Erde, Luft und Feuer zeigen. Es ist das größte zusammenhängende Keramik-Kunstwerk Deutschlands, Details der unterirdischen 365-Tage-Galerie bekommen Interessierte einmal im Monat bei einer speziellen Führung erläutert. Ort und Thema gehen eine Symbiose ein, sagt Lüpertz: „Die U-Bahn ist eine Röhre und bereit für eine Fahrt durch die Unterwelt, eine schöpferische Reise vom Dunkel ins Licht.“ Die Werke des exzentrischen Malers zeichnen sich durch suggestive Kraft und archaische Monumentalität aus. Von 1973 bis 1986 – der großen Zeit der Karlsruher Akademie – war Lüpertz dort als Professor tätig. Danach leitete er als Rektor von 1988 bis 2009 die Kunstakademie in Düsseldorf. www.karlsruhe-erleben.de

Zwei Länder, zwei Kulturinstitutionen, 24 Stops

Auf gerade einmal knapp fünf Kilometern verknüpft der „Rehberger-Weg“ zwei Gemeinden in unterschiedlichen Ländern, zwei Kulturinstitutionen und unzählige Geschichten: Er verbindet den Vitra Campus in Weil am Rhein mit der Fondation Beyeler im schweizerischen Riehen. In der vielfältigen Natur- und Kulturlandschaft im Dreiländereck liegen die namensgebenden „24 Stops“ am Wegesrand: 24 Wegmarken des Künstlers Tobias Rehberger, die zur Interaktion, Imagination und Assoziation einladen. Bei geführten Touren lässt sich noch tiefer in die Materie eintauchen. Natürlich empfiehlt sich auch ein Besuch der Kulturinstitutionen am Start- bzw. Endpunkt der Tour: Die Bauten renommierter Architekten, u.a. Frank Gehry, Tadao Ando und Zaha Hadid, haben den Vitra Campus zu einem Magneten für Design- und Architekturliebhaber aus aller Welt werden lassen. Die Fondation Beyeler widmet sich zeitgenössischer und moderner Kunst und gilt als eines der schönsten Museen weltweit. www.24stops.info

Miniaturen des modernen Möbeldesigns: „Vitra Designweg“

Auf dem „Vitra Designweg“ von der Tramhaltestelle im Stadtzentrum von Weil am Rhein zum Vitra Campus warten zwölf laternenartige Vitrinen, die von den Designern Ronan und Erwan Bouroullec gestaltet wurden: Auf kleinen Drehpodien präsentieren sie Miniaturen von Highlights des modernen Möbeldesigns aus der Sammlung des Vitra Design Museums. So lassen sich einige Ausschnitte aus fast 200 Jahre Möbelgeschichte erleben, vom berühmten Kaffeehaus-Stuhl von Thonet aus dem 19. Jahrhundert über Möbel von Le Corbusier bis zu Entwürfen von Charles und Ray Eames. Die Möbelminiaturen sind im Maßstab 1:6 bis ins kleinste Detail dem Original nachgebildet und werden in aufwendiger Handarbeit gefertigt. www.vitra.com

Regio-Kunstwege: Flößerkunstweg zwischen Schramberg und Schiltach

Die Flößerei, Ende 2022 von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt, war auch im Schwarzwald über Jahrhunderte ein wichtiger Wirtschaftszweig. Der Flößerkunstweg entlang des Radwegs von Schramberg nach Schiltach verbindet historische Informationen über die Flößerei mit moderner Kunst: Drei Stationen sind mit Granitstein-Gebilden der Künstlerin Beatrix Beck markiert. Die Granitsteine haben einen direkten Bezug zur Flößerei, waren sie doch einst im Rappenweiher verbaut – dort gab es ein Wehr, um die Schiltach zu stauen und so für die Flöße befahrbar zu machen. Seit der Eröffnung des Flößerkunstwegs 2021 wurde an jeder Station noch ein weiteres Kunstwerk ergänzt. Beim Rappenfelsen auf Schramberger Gemarkung kam 2023 das „Wächterpaar“ (Foto) der Tennenbronner Bildhauerin Ulrike Balkau dazu: Auf den vom Wasser ausgewaschenen, knapp 300 Jahre alten Holzbalken des Wehrs vom Rappenweiher ruhen die Köpfe der Wächter aus Beton, die mit Kupfer und Eisen veredelt sind. Die zweite Station liegt an der Sommerwiese in Schiltach-Hinterlehengericht und die dritte an der Kesslerhalde in Schiltach. www.regio-kunstwege.eu

Street-Art-Festival in Blumberg: Fisch von Mauricio Vargas ©Julia Hörenz

Draußen-Galerie auf Zeit: Street-Art-Festival in Blumberg

Das Street-Art-Festival in Blumberg ist eines der größten deutschen Straßenmalerfestivals: Am 13. und 14. Juli 2024 verwandeln Künstler die Straßen der Eichbergstadt am Ostrand der Ferienregion Schwarzwald dabei bereits zum zehnten Mal in eine riesige Open-Air-Galerie. Die gelungene Mischung aus rund 40 international renommierten Straßenmalern, die sowohl im 2D- als auch im 3D-Bereich tätig sind, und jugendlichen sowie erwachsenen Hobbykünstlern schafft eine familiäre Atmosphäre. Bis zu 30.000 Besucher blicken den Künstlern dabei über die Schulter und dürfen sich auf geheimnisvolle, skurrile oder märchenhafte Bilder und Illusionen wie vom mexikanischen Künstler Mauricio Vargas (Foto) freuen. Zusätzlich unterhalten Straßenkünstler und regionale Acts mit kleinen Shows. www.street-art-festival.de

Blick auf die Reben und den Pavillon in Gengenbach. ©D. Wissing/Gengenbach Kultur und Tourismus

„What a wonderful world” im Gengenbacher Weinberg

Eine Kunstausstellung mitten im Weinberg: Das gibt es in Gengenbach im mittleren Schwarzwald. Die deutsch-elsässische Künstlergruppe „ARTist“ mit Mitgliedern aus Gengenbach und Obernai hat mehrere wetterfeste Werke zum Louis-Armstrong-Song „What a wonderful world“ gestaltet. Der Song besingt die Natur, Farben, Freundschaften und vieles andere mehr und öffnet die Augen für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Die Bilder, Fotografien, Skulpturen und Installationen sind bis 2025 entlang des Rebwegs zwischen der Berglekapelle und dem Pavillon ausgestellt. Der rund ein Kilometer lange Panoramaweg im Weinberg bietet tolle Blicke über das Kinzigtal bis zu den Vogesen. Gruppen-Führungen im Weinberg sind auf Anfrage möglich. Ein weiterer Tipp: Auch am Philosophenweg in Gengenbach zwischen Wolfslache und Steingräble sind ab 22. Juni 2024 Kunstwerke der Gruppe zu entdecken. www.gengenbach.info

„Schlosslichtspiele“ Karlsruhe feiern 75 Jahre Deutsches Grundgesetz

Karlsruhe ist als Sitz des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofes die „Stadt des Rechts“ in Deutschland. Im Jahr 2024 feiert die Bundesrepublik 75 Jahre Deutsches Grundgesetz und die „Schlosslichtspiele“ in der Fächerstadt am Nordrand der Ferienregion Schwarzwald nehmen darauf Bezug: Vom 15. August bis 15. September 2024 wird die über 170 Meter lange Fassade des Karlsruher Barockschlosses nach Anbruch der Dunkelheit täglich zur großen Bühne für aufwändige Projektionen, die sich unter dem Motto „Everybody counts“ auf beeindruckende Weise mit den Themen Recht und Demokratie beschäftigen. Der Eintritt dafür ist frei. Zur Ouvertüre der zehnten Ausgabe der „Schlosslichtspiele“ kommt Herbert Grönemeyer für zwei einzigartige (und kostenpflichtige) Open-Air-Konzerte am 9. und 10. August 2024 auf den Schlossplatz. Er ist nicht nur einer der erfolgreichsten deutschen Musiker, sondern auch seit Jahrzehnten sozial und politisch engagiert. www.schlosslichtspiele.info

Vom „Graffiti-Haus“ bis zum „Kunstpferd“ in Freiburg

Florale, naturnahe Motive prägen das „Graffiti-Haus“ in der Freiburger Kirchstraße: 2016 beauftragte die Besitzerin des um 1870 im Stil des Historismus erbauten Hauses den Graffiti-Künstler Tom Brane mit der Neugestaltung der Fassade – herausgekommen ist ein echter Hingucker in bunten Farben. Zu den weiteren Top-Ten-Kunstobjekten gehört das Holbeinpferd im Stadtteil Wiehre: Die Betongussskulptur, 1936 von Werner Gürtner geschaffen und mittlerweile im Besitz der Stadt, wird seit den 1980er Jahren immer wieder übermalt, dient als Überbringer von Liebesschwüren, gratuliert zu Geburtstagen oder trägt Fußballtrikots. Sein Bauchumfang wächst jedes Jahr durch neue Lackschichten um drei Millimeter. Auch umdekoriert zum Einhorn und zum Pegasus überraschte die 1,90 Meter große und ca. eine Tonne schwere Skulptur bereits das Publikum. www.visit.freiburg.de

Der „WEINSÜDEN“-Kunstweg in Sasbachwalden ©Tourist-Info Sasbachwalden

„Weinsüden-Kunstweg“ in Sasbachwalden

Kunst trifft sonnige Rebhänge und fantastische Aussichten: Unter diesem einladenden Motto lassen sich auf dem knapp drei Kilometer langen „Weinsüden-Kunstweg“ in Sasbachwalden 32 Kunstwerke entdecken. Zu den abwechslungsreichen Bild-Motiven gehören unter anderem der Schwarzwälder Bollenhut, die Weinbau-Tradition der Ortenau sowie Kunstwerke eines Wetterfahnenmachers. Immer wieder bieten sich tolle Blicke auf das Fachwerkdorf im mittleren Schwarzwald. Regionale Weine und alkoholfreie Getränke gibt es an zwei Genießerhisli. www.badische-weinstrasse.de

Das Kunstwerk „Entfaltung“ und der Friedrichsturm auf dem Skulpturenpfad in Freudenstadt © Freudenstadt Tourismus

Kunstwerke, Wildrosen, Panoramablick: Skulpturenpfad in Freudenstadt

Geschichtsträchtige und moderne Kunstwerke vereint der Skulpturenweg in Freudenstadt: Er führt auf fünf Kilometern auf den Kienberg hinauf. Oben erwartet Wanderer der Duft tausender Wildrosen und ein Panoramablick vom Friedrichsturm über den nördlichen Schwarzwald. Auf der Rundtour sind mehr als 40 Skulpturen und gestaltete Brunnen von Künstlern wie Wolf Bröll oder René Dantes zu sehen. Vor dem Friedrichsturm steht Margot Jolanthe Hembergers „Entfaltung“ (Foto): Die übergroße Blüte aus Edelstahl, bemaltem Glas und Holz illustriert die These der 2016 gestorbenen Loßburger Bildhauerin, dass es keine Form und keine Struktur gibt, die nicht in der Natur vorgegeben wäre. www.freudenstadt.de/skulpturenpfad

„Tannenzäpfle“ – Skulptur von Stefan Strumbel vor der Badischen Staatsbrauerei Rothaus in Grafenhausen ©Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Überdimensionale Tannenzapfen im Hochschwarzwald

Kunst und Natur ergänzen sich gut im Schwarzwald – ein schönes Beispiel dafür ist Stefan Strumbels Kunstwerk „Verstehen ist das Gefühl von Heimat“: Zwei überdimensionale Tannenzapfen aus Cortenstahl ragen 15 Meter in die Höhe. Die 150 Quadratmeter große Skulptur steht in Grafenhausen vor der Badischen Staatsbrauerei Rothaus und wurde anlässlich des Jubiläumsjahres 2016 – 60 Jahre „Tannenzäpfle“ und 225 Jahre Brauerei Rothaus – aufgestellt. Die zweiteilige Skulptur symbolisiert nach Aussage des Offenburger Künstlers ein dichotomes Weltbild und verdeutlicht die romantische Vorstellung von der Ganzheitlichkeit des Humanen, die Suche nach dem wahren Leben – worauf der Titel der Arbeit konkret Bezug nimmt. www.hochschwarzwald.de/tannenzapfen-kunst

Große Säulenfigur von Balkenhol auf dem Skulpturenweg in Lörrach © Baschi Bender

Entdeckungen auch für Kinder: Skulpturenweg in Lörrach

Die beste Art, die Lörracher Innenstadt mit ihren regionalen und internationalen Kunstwerken zu entdecken, ist ein „Kunstspaziergang“ auf dem Skulpturenweg – ob im Rahmen einer öffentlichen Führung oder auf eigene Faust. An 24 Stationen zeigt sich eine spannende Mischung aus Brunnen und Plastiken. Von Kunstschaffenden der Region und international renommierten Künstlern. Mit dabei: Arbeiten von u.a. Bernd Goering, Ulrich Rückriem, Stephan Balkenhol (Foto), Franz Bernhard, Bruce Nauman und Beatrix Sassen. Mal gegenständlich, mal abstrakt. Mal ernst oder mahnend. Mal mit einem Augenzwinkern. Die knapp zweistündige Tour – vom Burghof über das Dreiländermuseum und das Rathaus geht´s zurück ins Zentrum zum Marktplatz – ist auch für Kinder geeignet. Um alle Stationen zu finden, dürfen kleine Entdecker ruhig mal um die Ecke oder in einen Hinterhof blicken. www.loerrach.de

Das Art-Dorf Ötlingen. Der Ortsteil Ötlingen von Weil am Rhein ist als Art-Dorf bekannt © Karlfrieder Gempp

Freilichtgalerie im Dreiländereck: „ART-Dorf“ Ötlingen

Ötlingen, ein Ortsteil von Weil am Rhein, ist eines der am schönsten gelegenen Dörfer im Dreiländereck. Das verträumte „Rebdorf am Himmel“ hat sich seit 2007 zum „ART-Dorf“ entwickelt: An vielen Fassaden, in Höfen und Gärten findet sich Kunst (Foto), von Bildern über Skulpturen bis zu Fotografien und Drucken. Laufend werden Objekte ausgetauscht oder neu installiert, so dass sich bei Spaziergängen Neues von Kunstschaffenden aus der Region und dem europäischen Ausland entdecken lässt. Initiator der Aktion ist der Künstler Gerhard Hanemann. Er brachte die Idee aus dem Italien-Urlaub im Abruzzen-Dorf Casoli mit. Ein weiterer Tipp: Ein Besuch im Café Inka mit seiner wertvollen Tapete, die 1819 von der Pariser Tapetenmanufaktur Dufour et Leroy hergestellt wurde und aufgrund ihrer Vollständigkeit einzigartig ist. Gezeigt werden Szenen aus dem Leben der Inkas vor der Eroberung 1532 und der Zerstörung durch den Spanier Pizarro. www.art-dorf.de

„beWEGte Rebzeilen“ im Kaiserstuhl

Der Verein „Kunst.Natur.Kaiserstuhl“ hat sich das ehrenwerte Ziel gesetzt, durch die Platzierung von Kunstwerken in der einmaligen Landschaft des Kaiserstuhls neue Akzente zu setzen. Ein Beispiel dafür sind die „beWEGten Rebzeilen“ des Architekten Pierre Gendron, die in den „Kunstacker“ im Wihltal bei Bahlingen locken. Inspiriert durch die Kaiserstühler Reblandschaft interpretiert dieses Kunstwerk die linienförmigen Rebzeilen auf unerwartete Weise: Die wellenförmige Anordnung der 100 weißen Rebpfähle steht dabei in Wechselwirkung mit den regelmäßig geordneten Rebzeilen und unterstreicht die Schönheit des kleinen Mittelgebirges vulkanischen Ursprungs. Eine Übersicht der mehr als zehn Kunstwerke an verschiedenen Orten im Kaiserstuhl gibt es unter www.kunst-natur-kaiserstuhl.de

Auf den Spuren des Bildhauers Erich Hauser im mittleren Schwarzwald

Unverwechselbare Eigenständigkeit und unnachahmliche Handwerksqualität machten Erich Hauser (1930-2004) zu einem Wegbereiter der plastischen Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Arbeiten von ihm sind auch an zwei Orten im mittleren Schwarzwald zu entdecken: Der Kunstweg in Schramberg-Talstadt führt zu fünf Hauser-Werken, etwa der Plastik vor dem Schloss (www.schramberg.de). In Rottweil hat Hauser lange gelebt und ist dort auch verstorben: Der große Skulpturenpark (Foto) präsentiert seine Werke im Dialog mit der Natur und der Architektur seines Anwesens. Von April bis Oktober lädt die Kunststiftung Erich Hauser zu offenen Samstagen und Sonntagen, Führungen, Ausstellungen, Konzerten und anderen Kunstprojekten ein. www.erichhauser.de

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