©bonvinitas

Aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten bei der PIWI International Wine Challenge 2023

Sie liefern großartige Weine, die bestens schmecken, ja, die inzwischen ein Muss sind, Weine aus pilzwiderstandsfähigen Neuzuchten, Weinreben, die man viel, viel weniger spritzen muss – s.g. PIWI-Sorten. Einmal jährlich lädt der internationale PIWI-Verband (dazu unten mehr) zur großen Weinbewertung ein, die das bekannte online Weinjournal www.bonvinitas.com für ihn durchführt. Rund 200 Weine wurden zur jüngsten PIWI International Wine Challenge 2023 eingereicht. Hier die TOP-Sieger: acht Weine, die von den Prüfern in Blindbewertung mit 96 und mehr Punkten – im 100-Punkte-System – taxiert wurden und TOP GOLD erzielten, was sich aus allen Geschmacksrichtungen ergeben hat: Weiß trocken, rot trocken, Sekt brut, zwei mildere Weine sowie drei edelsüße. Hier unser Bewertungssystem. Zu den Weinen dem Foto nach von links:

©Weingut Diem in Zellerndorf, Österreich, Familie Diem

Weiß trocken: Donauveltliner vom Weingut Diem – 96 Punkte

Aus dem österreichischen Weinviertel in Zellerndorf, 2022, mit 13,5 % Alkohol, zu dem ich (Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas) notiert habe: Ein Wein, der fein-pfeffrige Intensität mit eleganter mundauskleidender Schmiegsamkeit verbindet, was sich schon in der Nase anmeldet. Schön zu Fisch gebraten oder Wiener Schnitzel. Durch die feinen Pfeffernoten auch echt anregend zum Anstoßen. Donauveltliner ist eine neue pilzwiderstandsfähige Weißweinsorte, gezüchtet von der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg in Österreich.

Rot trocken: Divico von der Schweizer Zuchtanstalt Agroscope – 96 Punkte

2021, 13,5%, ausgebaut im Barrique: Tiefer Duft mit Noten

von Preiselbeerkonfitüre, Schokolade, Holzkohle, auf der Zunge ein dichter tiefgründiger Rotwein, der quasi auf der Frucht reitet, dezent pfeffrig. Schön zu Wild, Rumpsteak oder Lammkeule. Divico ist eine PIWI-Sorte, die sehr kräftige tiefdunkle Rotweine liefert ohne das Zuviel an Gerbstoff. Die Eidgenossenschaft betreibt die Forschungsanstalt Agroscope unter anderem in Changins bei Nyon am Genfer See, wo diese Neuzucht entstanden und auch der Wein gewachsen ist.

©Weingut Scharl in der Steiermark

Sekt brut: Weinhof Josef Scharl – 96 Punkte

Aus St. Anna am Aigen in der Steiermark, gekeltert aus der Sorte Souvignier Gris, 2020, 13%, Sekt Austria Reserve, Flaschengärung: Wunderbar fruchtiger Duft, elegantes feinperliges Mousseux, auf der Zunge gleichermaßen elegant. Sehr schönes Gewächs, hat etwas Aristokratisches und gut passend für Anlässe, zu Fingerfood oder als krönender Abschluss eines Menüs. Souvignier Gris ist eine PIWI-Sorte, die man sich unbedingt merken sollte, die sich mit ihren eleganten Weinen durchsetzen wird und zur Zukunft des Weinbaus zählt, gezüchtet vom Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg/Breisgau. Josef Scharl, der das Weingut mit seiner Familie betreibt, legt großen Wert auf charaktervolle Weine.

Weißweine – milder

2022 Cabernet Blanc vom Weinkonvent Dürrenzimmern – 96 Punkte

Edition Klosterhof, 12%, 15,9 g/l Restzucker, Deutscher

Qualitätswein Württemberg: Schon beim Reinriechen fällt man mit der Nase quasi in die Frucht, die sich wunderbar und elegant am Gaumen fortsetzt mit sehr harmonischer Süße und im Finish aufsteigender Würze. Schön zu kräftigeren oder würzigeren Speisen, wie Wurst- und Schinkenplatte, Kassler mit Sauerkraut, Peking-Ente oder Cous Cous. Cabernet Blanc ist eine PIWI-Sorte, die ebenfalls elegante Weine liefert, und die man sich gleichfalls merken sollte, gezüchtet vom Schweizer Züchter Valentin Blattner. Die 328 Winzer des Weinkonvents Dürrenzimmern bewirtschaften 204 Hektar vorwiegend auf nach Süden ausgerichteten Hängen mit Keuperböden.

©Ing. Miroslav Volarik, Weingut Volarik

2022 Saphira vom Weingut Ing. Miroslav Volarik in Mikulov, Tschechien

Selektionslese, 13,5%, halbtrocken: In der Nase schön harmonische Frucht, sehr intensiver mundfüllender Körper mit fruchtiger Süße und einem Hauch Pfeffer im Finish. Gut passend zu Pfannekuchen, Kartoffelpuffer mit Apfelmus oder Creme-Desserts. Der Wein stammt aus der Region Morava in Südmähren, die an Österreich grenzt. Im erst 2007 gegründeten Weingut bewirtschaftet Volarik mittlerweile 80 ha eigene Weinberge im Weinbaugebiet Mikulovsk, eine Morava Teilregion. Saphira ist eine an der Forschungsanstalt Geisenheim, heute Hochschule Geisenheim University, gezüchtete weiße PIWI-Sorte, die fruchtige Weine bringt. Volarik hat sich auch mit einem Edelsüßen profiliert – siehe unten.

Drei großartige Edelsüße

©Alessandro Sala, Weingut Nove Lune, in Cenate Sopra, Lombardei

„Theia“ – aus getrockneten Weintrauben, Weingut Nove Lune in Cenate Sopra, Italien – 97 Punkte

Edelsüßer Biowein, 14%: Betont fruchtig süßer Duft mit Noten von Rosen, Karamell, getrockneten Aprikosen, Orangeat, Waldhonig, auf der Zunge ein üppig fruchtiger Körper, ein süßes Fruchterlebnis und herrlicher Dessertwein. Das Gewächs stammt aus den PIWI-Sorten Helios, Bronner und Solaris. Das Weingut in der Lombardei wird von Alessandro Sala geführt, der die Trauben für seine „Theia“ drei Monate dörren lässt und den Wein nach der Gärung im Stahltank in kleinen 100 l Eichenfässern reifen lässt.

Eiswein – 2022 Souvignier Gris, Winzergenossenschaft Britzingen Markgräflerland – 96 Punkte

Der Wein stammt aus der Lage Britzinger Sonnhole, 8,5%, Deutscher Prädikatswein: Blitzsauberer edelsüßer Duft von tropischen Früchten, am Gaumen eine wahre Fruchtexplosion begleitet von einer geradezu kristallinen Süße. Ein wunderbarer Dessertwein, der mich an einen großen Kristalllüster erinnerte, sehr geeignet zum Anstoßen bei entsprechenden Anlässen. Ein Geheimtipp: Solche Weine sind ein Gedicht zu gut gereiftem Blauschimmelkäse. In der Genossenschaft bewirtschaften 180 Mitglieder in naturnaher Weise rund 200 Hektar Reben rund um Britzingen in der Schwarzwälder Vorbergzone.

2021 Saphira, nochmals vom Weingut Ing. Miroslav Volarik – 98 Punkte

deklariert als Selektion aus edelfaulen Beeren – eine Beerenauslese

9%, Orts- und Lagename: Perna, Na Statkach in der Region Morava: Ausladender Duft mit Anklängen an Rosen, Quittengelee, Erdbeerkonfitüre, Blütenhonig; auf der Zunge üppige vollmundige Frucht und Süße, ein ausladender Tropfen, der einen lange begleitet. Schön zum Anstoßen oder als Dessertwein. Über das Weingut und die Sorte Saphira siehe oben.

PIWI-Sorten – die Zukunft des Weinbaus

PIWIs sind neue, pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die man viel weniger spritzen muss. Denn bereits im 19. Jahrhundert oder gar noch früher wurden der echte und falsche Mehltau aus der neuen Welt eingeschleppt, gegen die unsere europäischen Reben leider sehr anfällig sind. Ohne viel Spritzen richten die Pilze große Schäden an.

Da es jedoch in der neuen Welt heimische Reben gibt, die offensichtlich gegen diese Pilze resistent sind, kam die Idee, solche Reben mit unseren europäischen Sorten zu kreuzen, woraus die pilzwiderstandsfähigen PIWI-Sorten entstanden sind. Dies wird inzwischen wissenschaftlich betrieben, und es sind sehr viele Neuzuchten gelungen, die gegen diese und weitere Pilze widerstandsfähig sind und sehr gute Weine liefern. Ein großer Fortschritt und die Zukunft des Weinbaus!

Der Verband PIWI International und der PIWI International Wine Challenge 2023

PIWI International ist der internationale Zusammenschluss von Winzern, Rebzüchtern und Wissenschaftlern, die resistente Rebsorten nutzen, züchten und fördern und solche Weine anbieten. Der Verband umfasst gut 1.000 Mitglieder in über 20 Ländern angefangen von Nepal über die traditionellen europäischen Weinländer, weiter über Polen und Schweden bis hin nach Kanada. Überhaupt konzentrieren sich junge Weingüter in nördlicheren Regionen von vorn herein auf PIWI-Sorten.

Der diesjährige Weinwettbewerb fand am 24.10.2023 organisiert von bonvinitas in enger Zusammenarbeit mit dem Verband in den Räumen des WEINWERKS in Ruppertsberg/Pfalz statt, die Vinothek des Weinguts Reinhardt.

Text: Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas.

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