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Viele gute Weine bei sehr viel weniger Schädlingsbekämpfung

PIWI-Sorten liefern inzwischen sehr gute Weine und dienen zugleich der Umwelt, weil sie viel weniger gespritzt werden müssen – ein großer Fortschritt! Wir sollten sie als Weinfreunde mehr und mehr schätzen. Rund 1.000 Winzer, Züchter, Wissenschaftler und Rebschulen haben sich im Verband PIWI International zusammengefunden. Der Name kommt von „pilzwiderstandsfähig“, weil die Bewegung vom deutschsprachigen Raum ausging, inzwischen aber in vielen Ländern, ja weltweit Mitglieder zählt. „Ziel ist die Förderung der Anpflanzung resistenter Rebsorten, die Unterstützung der Züchter und die Information der Weinfreunde, den richtigen Wein zu wählen“, sagt PIWI-Präsident Alexander Morandell. Dem dient auch der PIWI INTERNATIONEL WINE CHALLENGE 2023, der im Oktober in Ruppertsberg/Pfalz stattfand, und zu dem Winzer aus zahlreichen Ländern PIWI-Weine zur Bewertung eingereicht haben, viele auch aus Italien und der Schweiz.

Erste Züchtungen schon ab den letzten 20er Jahren

Bei den Schädlingen handelt es sich insbesondere um den echten und falschen Mehltau, Pilze die schon im 19. Jahrhundert oder gar früher aus der neuen Welt nach Europa eingeschleppt wurden und sehr viel Schaden angerichtet haben. Leider sind unsere beliebten europäischen Reben diesbezüglich sehr anfällig und müssen vor allem in feuchten Jahren 20mal und mehr gespritzt werden. So kam schon nach dem ersten Weltkrieg die Idee auf, in Amerika heimische Reben, die offensichtlich gegen diese Pilze resistent sind, mit europäischen zu kreuzen, um mehr Widerstandsfähigkeit zu erzielen. Inzwischen gibt es viele resistente PIWI-Sorten, die in der Regel bis höchstens dreimal im Jahr gespritzt werden müssen.

Die Züchtung von Reben ist eine viele Jahre dauernde Arbeit, weil die Reben seit Jahrtausenden via Stecklinge geklont werden und auf diese Weise hochselektioniert wurden. Eine neue Sorte aus Samen gewonnen fällt weit zurück und muss neu hochselektioniert werden. Außerdem müssen ihre Resistenz-, Wachstums- und Weineigenschaften über Jahre getestet werden. Viele scheiden aus. Bei guten Aussichten werden sie für Winzer zum Versuchsanbau zugelassen. Bis zur allgemeinen Zulassung zum allgemeinen gewerbsmäßigen Weinbau und zur Aufnahme als Sorte in die jeweils gesetzlichen Wein-Qualitätsbezeichnungen ist es ein sehr langer Weg. Forschung und Züchtung sind jedoch sehr weit fortgeschritten, und es gibt großartige Sorten, die sehr widerstandsfähig sind und wunderbare Weine liefern.

Bekanntere weiße PIWI-Sorten

Unter den vielen PIWI-Sorten zählt Cabernet Blanc, der sehr elegante Weine liefert, zu den in Deutschland meist angebauten weißen, gezüchtet von dem Schweizer Züchter Valentin Blattner, der in Deutschland eng mit der Rebschule Gustav Freytag in Neustadt/Weinstr. zusammenarbeitet. Cabernet Blanc wurde 2014 zugelassen und ist die laut Statistischem Bundesamt 2022 mit 260 Hektar in Deutschland vertreten.

Es folgen die weißen Solaris und Souvignier Gris mit in Deutschland je über 200 ha, beide gezüchtet vom Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg. Solaris liefert würzigere Weine und wurde bereits 2004 zugelassen, Souvignier Gris mit seinen eleganten und gehaltvollen Weinen 2013. Auch wenn der Anteil der PIWI Sorten an der rund 103.000 ha deutschen Rebfläche noch klein ist, nimmt er doch laufend zu. Viele Winzer weit über Deutschland hinaus haben die Vorteile erkannt und wenden sich den PIWI-Sorten vermehrt zu.

Zu den bekannteren Roten PIWIs zählt insbesondere Regent, der bei uns mit stattlichen 1618 ha Rebfläche vertreten ist, und tiefdunkle Rotweine südlichen Charakters mit der typischen Lakritze-Note liefert. Regent war die erste wichtige deutsche PIWI-Sorte, wurde am Vorläufer des heutigen Julius Kühn-Instituts für Rebenzüchtung Geilweilerhof in Siebeldingen entwickelt und schon 1995 zugelassen. Es folgen Cabernet Mitos und Cabernet Dorsa mit 271 bzw. 263 Hektar (Statist. Bundesamt 2022). Letztere gelangen der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg.

 

 Foto (links) Regent: bonvinitas/Foto (rechts) Souvignier Gris: Rebschule Freytag

PIWI international

Wie erwähnt ist der Verband weltweit aktiv mit Mitgliedern von Nepal über die europäischen Länder bis nach Kanada. Viel geschieht in Südtirol/Italien, wo Präsident Morandell eine große Rebschule mit Flächen auch in Österreich betreibt. Sehr aktiv ist auch die Schweiz, wo der eidgenössischen Schweizer Lehr- und Forschungsanstalt Agroscope in Changins-Wädenswil die Züchtung der Sorte Divico gelang, die sehr kräftige und gehaltvolle Rotweine bringt.

Europäische Kommission will Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln halbieren

Dies hat sie Ende Juni 2022 dem Rat und dem Parlament in einem Verordnungsvorschlag zum Beschluss vorgelegt – COM/2022/305 final. Wenn das durchgeht, wird der Weinbau mit unseren beliebten klassischen Sorten schwierig. „Die Zukunft sind widerstandsfähigere Sorten“, sagt Andreas Dilger, Vorsitzender von PIWI Deutschland, „und wir Winzer wie Weinfreunde können uns freuen, dass wir damit eine Zukunft haben.“

www.bonvinitas.com

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