Transhumanz im Ötztal: Schaftrieb als Weltkulturerbe © Ötztal Tourismus, Gudrun Muschalla

Reisen bedeutet oftmals auch, Grenzen zu überschreiten: soziale, sprachliche, kulturelle, aber auch geografische Grenzen. In Tirol lassen sich ebendiese vielerorts erleben, grenzt die beliebte Urlaubsdestination doch an mehrere europäische Nachbar- und österreichische Bundesländer.

Ein paar Fakten zu Beginn: 358 Kilometer verbindet die Staatsgrenze zwischen Tirol und Bayern, 311 Kilometer sind es zu Südtirol. Das österreichische Bundesland Salzburg teilt Tirol in Nord- und Osttirol. Zudem grenzt das Herz der Alpen innerhalb Österreichs an Vorarlberg und Kärnten. Und neben Deutschland und Italien gibt es auch noch eine Grenze mit der benachbarten Schweiz. Lange Zeit war Tirol aufgrund seiner Lage somit vor allem ein Schnittpunkt zwischen wichtigen Nord-Süd- und Ost-West-Verbindungen, bis mit Beginn des 20. Jahrhunderts auch langsam die Nachfrage nach Tirol als Urlaubsland begann. Seither entwickelten sich dort viele sportliche und kulturelle Angebote, welche die geografischen Grenzen erleb- und überschreitbar machen. Ein paar ausgewählte Angebote im Überblick:

Sportliche Grenzerfahrungen

 

Schmugglertour Samnaun ©Stefan Kürzi

Auf den Spuren der Schmuggler wandern

Früher nutzten Schmuggler ungesicherte und versteckte Pfade in den Alpen, um Waren wie Tabak, Alkohol, Kaffee und Zucker, aber auch Vieh über die Grenze zu schmuggeln und so den Zöllnern zu entkommen. Heute sind einige der damals gefährlichen Routen als Wanderwege erlebbar.

Einer davon ist der Ahrntaler Schmugglerpfad, der als 80 Kilometer langer Rundweg in mehreren Tagesetappen mit Start- und Endpunkt in Mayrhofen im Zillertal über zwei alpine Jochübergänge ins benachbarte Ahrntal in Südtirol und wieder zurück führt. Entlang alter Schmugglerpfade werden Wanderer:innen mit hochalpinen Ausblicken auf saftig grüne Wiesen, klare Bergseen und Gletscher belohnt.

Eindrucksvoll ist auch die Schmugglertour Samnaun im Paznauntal. Die Tour führt von Ischgl in das Zollausschlussgebiet Samnaun auf schweizerischem Staatsgebiet. Da einst die Preisunterschiede bei Genussmitteln wie Alkohol und Zigaretten so hoch waren, wurden die Waren von der Schweiz nach Österreich geschummelt. Heute ist die Themenwanderung nicht nur aufgrund der beeindruckenden Berglandschaft ein Erlebnis, auch die Fahrt mit der doppelstöckigen Gondel in Samnaun macht die Tour besonders.

An der Grenze zwischen Bayern und Tirol nutzten bereits die Kelten die alte Trasse eines Samerweges – ein Transportweg für Bauern und ihre Packpferde – zum Schmuggeln von Kupfer und Bronze. Später wurde die Route als Transportweg für Wein und Salz genutzt und auch Zigaretten, Kaffee und Alkohol wurden so nach Österreich geschmuggelt. Heute ist der Schmugglerweg Klobenstein in der Region Kaiserwinkl mit atemberaubenden Aussichtsplattformen, romantischen Rastplätzen und einer 20 Meter langen Hängebrücke ein besonderes Erlebnis.

Unterwegs am Plamort Trail in der 3-Länder-Bikearena ©Tirol Werbung, Peter Neusser

Auf zwei Rädern die Grenzen passieren

In Nauders im Tiroler Oberland bietet die Hochebene des Reschenpasses, des Vinschgaus und der Schweiz die sogenannte 3-Länder-Bikearena. Auf den panorama- und actionreichen 3-Länder Enduro Trails fahren Mountainbike-Enthusiast:innen dabei über mindestens eine, meist sogar zwei Landesgrenzen. Immer wieder begegnet man dabei Panzersperren und historischen Bunkeranlagen; Relikte aus der Vorphase des Zweiten Weltkriegs.

Weniger action- aber nicht minder aussichtsreich und spektakulär sind die grenzüberschreitenden Radwanderwege für genussvolle Radfahrer:innen, so etwa die geschichtsträchtige Via Claudia Augusta, die in 130 Kilometern von Bayern quer durch Tirol nach Südtirol auf den Spuren der Römer führt. Auch der Fernradweg München-Venezia passiert die Grenzen zwischen Deutschland, Österreich und Italien und verläuft auf einer Länge von 560 Kilometern von der bayerischen Landeshauptstadt über den Achensee, das Inntal und das Wipptal weiter über den Brenner nach Italien. Weiter östlich verläuft hingegen der 366 Kilometer lange Drauradweg vom Ursprung der Drau in Südtirol über 50 Kilometer durch Osttirol und weiter über Kärnten bis nach Slowenien.

Österreichs höchstgelegener Straßengrenzübergang, das Timmelsjoch im Ötztal ©Ötztal Tourismus

Als Grenzgänger:in in den Allgäuer Alpen

Wer die Wanderschuhe gleich mehrere Tage schnüren und dabei immer wieder persönliche und geographische Grenzen überschreiten möchte, ist auf der Grenzgänger-Tour in den Allgäuer Alpen genau richtig. Dort, wo die 80 Kilometer lange und 6.500 Höhenmeter umfassende Tour nicht direkt entlang der österreichischen und deutschen Grenze verläuft, wird diese immer wieder überschritten. Mindestens einmal am Tag wechselt man zwischen Tirol und Bayern – häufig deutlich öfters. Die anspruchsvolle Tour führt zwischen dem Tannheimer Tal, dem Hintersteiner Tal und dem Lechtal zu idyllischen Bergseen, spektakulären Wasserfällen, einer düsteren Nordwand sowie einem sich spaltendem Gipfel und bietet immer wieder ein herrliches Panorama. Übernachtet wird dabei auf Hütten inmitten des Naturschutzgebietes Allgäuer Alpen oder in Hotels und Pensionen in den kleinen Talorten.

Kulturelle Grenzerlebnisse

Transhumanz im Ötztal: Schaftrieb als Weltkulturerbe ©Ötztal Tourismus, Gudrun Muschalla

Eine Schaftrieb als Weltkulturerbe

Eine besondere Grenzüberschreitung und eine rund 6.000 Jahre alte Tradition ist der Schafwandertrieb, auch Transhumanz genannt, in den Ötztaler Alpen. Über 5.000 Schafe aus dem Südtiroler Schnalstal werden von der trockenen und dürren Nordseite der Alpen alljährlich über die Jöche der Ötztaler Alpen nach Vent getrieben, um den Sommer auf den saftigen Hochweiden zu verbringen. Der Schaftrieb verläuft dabei über das Timmelsjoch (2.494 m), das Hochjoch (2.885 m) und das Niederjoch (3.017 m) und gilt damit als die einzige grenzüberschreitende Transhumanz in den Alpen, die über Gletscher führt. Über viele Generationen hinweg haben sich dabei verwandtschaftliche, soziale und kulturelle Beziehungen zwischen den Menschen in Südtirol und Tirol entwickelt, was sich in alten Ritualen und Bräuchen, die noch heute ausgeübt werden, widerspiegelt. Da die Ötztaler Transhumanz eine so einzigartige Überlieferung ist, steht sie seit 2011 sogar im UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes Österreichs.

Auf den höchsten Berg Deutschlands

Elf Kilometer südwestlich von Garmisch-Partenkirchen und sechs Kilometer östlich von Ehrwald erhebt sich die Zugspitze, über deren Westgipfel die Grenze zwischen Deutschland und Österreich verläuft. Der mit 2.962 Metern höchste Berg Deutschlands gehört damit sowohl zum deutschen Bundesland Bayern als auch zum österreichischen Tirol. Unmittelbar erleben lässt sich der Grenzübertritt beim Passieren der Staatsgrenze am alten Zollhaus. Sonnenaufgang in Bayern, Sonnenuntergang in Tirol – oder umgekehrt? Beides ist möglich; etwa bei den speziellen Sonnenaufgangsfahrten zu ausgewählten Terminen im Sommer oder den regelmäßig stattfindenden Fondue-Abenden samt Sonnenuntergang.

Auf den Spuren des Klammgeistes

Ein grenzenloser Erlebnissteig im Reich des Klammgeistes ist die Leutascher Geisterklamm an der Grenze zwischen Tirol und Bayern. Seit 2005 führt ein Stahlsteig durch die Klamm und bietet Besucher:innen die Möglichkeit, die Erlebniswelt aus Wasser und Stein zwischen Leutasch und Mittenwald zu entdecken. Seit letztem Sommer begeistert die familienfreundliche Klamm nun auch mit einem neu gestalteten Themenweg, der in vier verschiedenen Runden durch die Klamm führt und fesselnde Geschichten, zahlreiche Spiele und interessante Fakten sowie ein spektakuläres Naturerlebnis zwischen dem tobenden Gewässer und dem idyllischen Bergwald bietet.

Panoramatour über das 2.478 Meter hoch gelegene Timmelsjoch © Alexander Lohmann

Panoramatour über das 2.478 Meter hoch gelegene Timmelsjoch

Es ist Österreichs höchstgelegener Straßengrenzübergang und nicht zuletzt deshalb ein ganz besonderes Erlebnis: eine Panoramafahrt über das 2.478 Meter hohe Timmelsjoch, das das Tiroler Ötztal mit dem Südtiroler Passeiertal verbindet. Die spektakuläre, mautpflichtige Hochalpenstraße führt in den Sommermonaten in 30 Kehren vorbei an futuristischen Architektur-Skulpturen, die über Natur, Geschichte, Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft informieren und bietet dabei immer wieder spektakuläre Ausblicke in die Berge.

Mehr Informationen zu grenzüberschreitenden Angeboten und Erlebnissen sind zu finden auf www.tirol.at. Auch die aktuelle Ausgabe des meinTirol-Magazins widmet sich dem Thema Grenzen in all seinen Facetten: www.tirol.at/blog/magazin.

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