Täubling ©Axel Matthies

Wenn der Herbst naht, haben Pilze Hochsaison. Wer die kleinen Leckerbissen aber selbst sammeln möchte, sollte vorsichtig vorgehen. Zum europäischen Tag des Pilzes am 23. September hat der BUND Baden-Württemberg deshalb einige Tipps für Pilzfreund*innen.

Pfifferlinge mit Knödeln, Pasta mit Steinpilzen oder eine bunte Pilzpfanne – bei diesen Gerichten läuft vielen das Wasser im Munde zusammen. Zu Recht: denn Pilze sind schmackhaft, eine gute Fleischalternative und wachsen in unseren heimischen Wäldern. Aber einfach losziehen, um Pilze zu sammeln, ist keine gute Idee. Wer sich nicht auskennt, kann schnell ein giftiges Exemplar erwischen. Schließlich gibt es in Deutschland nach Einschätzung des Bundesamtes für Naturschutz rund 14.000 Arten. Allerdings sind nur etwas mehr als 5.000 von ihnen für uns auch für eine kurze Zeit als Pilze sichtbar.  „Das Pilzgeflecht oder Myzel, lebt im Verborgenen in der Erde oder im Holz. Wir sehen davon nur die oberirdischen Fruchtkörper“, erklärt Dr. Andrea Lehning, Waldreferentin des BUND Baden-Württemberg. Diese bilden sich in der Regel erst, wenn es feucht wird.

Steinpilz ©Steffen Greiner

Alles ist verbunden – und dadurch gefährdet
Da rund 95 Prozent unserer Landpflanzen in Symbiose, also in gegenseitigem Nutzen und gegenseitiger Abhängigkeit mit Pilzen leben, sollten wir sorgsam mit diesen faszinierenden Lebewesen umgehen. „Unsere heimischen Eichen und andere Waldbäume sind auf Pilze angewiesen. Steinpilze und Pfifferlinge wachsen nur in Symbiose mit Laub- und Nadelbäumen. Lärchenröhrlinge sind ganz auf die Lärche spezialisiert. Der Pilz erhält dabei Stoffwechselprodukte der Pflanzen, hauptsächlich in Form von Zuckerverbindungen, und liefert diesen im Gegenzug Nährstoffe“, erklärt die Waldexpertin. Etwa ein Drittel der heimischen Pilzarten sind bereits selten oder gefährdet. Fünf Prozent sind vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Überdüngung und die Belastung des Bodens mit Stickstoff und Phosphat durch intensive landwirtschaftliche Nutzung sind dabei die größte Bedrohung für die Artenvielfalt. Auch Mischwälder, die durch Monokulturen ersetzt werden, naturnahe Lebensräume und Biotope, die zerstört werden, Magerwiesen, die zu Intensivgrünland umgewandelt werden, oder trockengelegte Feuchtwiesen und Moore sind ein Problem für die Pilze.

Rücksicht nehmen
Private Pilzsammler*innen stellen in der Regel keine Gefahr für die Artenvielfalt dar – wenn sie sich entsprechend umsichtig verhalten. „Bitte achten Sie darauf, nicht alle Pilze abzuernten und das Wurzelgeflecht nicht zu zerstören“, appelliert Dr. Andrea Lehning. „Dafür am besten den Pilz kurz über dem Boden abschneiden oder ihn vorsichtig aus der Erde drehen.“ Auch auf andere Tiere und Pflanzen sollte man während der Streifzüge durch den Wald natürlich Rücksicht nehmen. „In Naturschutzgebieten dürfen keine Pilze oder andere Pflanzen entnommen werden. Hier sollten Besucher*innen ohnehin immer auf den Wegen bleiben, um keine Schäden anzurichten. Da Wildtiere häufig in der Dämmerung unterwegs sind, sollte man nur tagsüber auf Pilzsuche gehen, um sie nicht zu stören“, betont sie.

Rat bei Expert*innen holen
Um Pilze richtig zu bestimmen, braucht es viel Erfahrung. Allein auf Beschreibungen im Internet oder Apps zur Bestimmung per Foto sollten sich Einsteiger*innen dabei besser nicht verlassen. Einige grundlegende Tipps zum Pilze sammeln:

  • Anfassen ist ungefährlich. Pilze sind nicht giftig bei Hautkontakt, sondern nur bei Verzehr.
  • Pilze mit Lamellen auf der Hut-Unterseite können bei Verzehr tödlich sein.
  • Röhrenpilze, die an der Hut-Unterseite eine schwammartige Struktur mit feinen Röhren haben, sind zwar nicht tödlich, können aber Magen-Darm-Beschwerden auslösen.
  • Pilze nicht in Plastiktüten sammeln. Dort werden sie leicht zerdrückt und zersetzen sich durch den Luftabschluss schneller. Stattdessen einen Korb nutzen und unbekannte Pilze separat aufbewahren.
  • Pilze niemals roh essen und nicht zu lange lagern.
  • Nicht mehr als ein Kilogramm Pilze pro Person und Tag sammeln. Das ist neben dem Artenschutz auch wichtig für die Gesundheit. Denn auch wenn Wildpilze in Baden-Württemberg 37 Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl nur noch wenig radioaktiv belastet sind, wird das gesundheitliche Risiko dadurch begrenzt.

Mehr als jeder zweite Pilz lässt sich übrigens nur mit einem Blick auf die Sporen und andere Mikromerkmale bestimmen. Deswegen sollten vor allem Pilz-Einsteiger*innen auf Beratung setzen. Bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) gibt es etwa zahlreiche Pilzcoaches oder -Sachverständige, an die man sich wenden kann. Oder man nimmt an fachkundigen Führungen durch den Wald teil, wie sie auch von vielen BUND-Gruppen jetzt im Herbst angeboten werden. Beim BUND Mittleres Kinzigtal im Schwarzwald stellt BUND-Expertin und Pilzsachverständige Karin Pätzold jeden Monat auf der Webseite eine Pilzart vor und gibt ihr Wissen auch bei Vorträgen und Pilzberatungen weiter.

Mehr Informationen

Pilzinfos beim BUND Mittleres Kinzigtal: https://www.bund-kinzigtal.net/themen-und-projekte/pilze/

Pilzexperten der Deutschen Gesellschaft für Mykologie: https://www.dgfm-ev.de/service/pilzsachverstaendige

Terminübersicht BUND Baden-Württemberg: https://www.bund-bawue.de/service/termine

Weitere ÖkoTipps des BUND Baden-Württemberg: www.bund-bawue.de/tipps/

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