Der Wacholder gibt der Heide seinen Namen – und dem Gin sein Aroma

Die Heide blüht – und wer das prachtvolle Naturschauspiel erleben möchte, der sollte sich bis etwa Anfang September auf den Weg in die Heide machen. Denn wenn sie blüht, sind ganze Landschaften mit einem violett-rosa Farbton bemalt. Gut zu wissen: Der bis zu tausend Jahre alte Wacholderbaum gibt mit seinen Beeren zwar dem Gin sein Aroma, der Heidelandschaft aber nur seinen Namen. Es ist die krautige Besenheide, die zu Füßen der Wacholderbäume wächst und die einzigartige Farbwelt erschafft. Als Heidelandschaften werden die von Zwergsträuchern wie Heidekrautgewächsen und Ginster geprägten Lebensräume bezeichnet, in denen vereinzelte Wacholder wachsen.

In Deutschland wachsen vor allem zwei Heidekrautarten. Die Pflanzen, die im Gartencenter als Heide angeboten werden, haben mit dem natürlichen Heidekraut nichts zu tun – es sind Kulturformen. „Die wohl bekannteste Heideart ist die Besenheide Calluna vulgaris“, sagt Petra Riemann, Flächenmanagerin der Deutschen Wildtier Stiftung. Großflächig blühende Besenheideflächen ziehen beispielsweise im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide jährlich über eine Million Besucher an. Die krautige Pflanze kann bis zu 40 Jahre alt werden und ihre Blüten bieten Nektar und Pollen für zahlreiche Insekten. Besenheide braucht einen sandigen, nährstoffarmen und offenen Boden, um sich anzusiedeln. Letzterer verschwindet zunehmend. Und: Die Heide muss gepflegt und kurzgehalten werden; entweder durch Beweidung oder Mähen. Ansonsten verbuscht sie und es setzen sich langsam Sträucher und Bäume wie Kiefern und Birken durch, die das Heidekraut zunehmend verdrängen. Typische Heidebewohner sind der drosselgroße Ziegenmelker, das Birkhuhn, die Heidekraut-Sandbiene oder die Heidelerche.

Die Glockenheide (Erica tetralix), die mit ihren Blütenkelchen an winzige Glöckchen erinnert, wächst in feuchten und nährstoffarmen Mooren. Sie blüht früher als die Besenheide. Im Inneren der Blütenkelche legt das Gewitterwürmchen, ein Vertreter der sogenannten Fransenflügler, seine Eier ab. Das millimetergroße Insekt ist der Hauptbestäuber dieser Heidekrautart. Kreuzottern und der Buntbäuchige Grashüpfer fühlen sich in den bodenfeuchten Teppichen von Glockenheide wohl. Leider sind durch die Entwässerung und eine hohe Stickstoffbelastung von Böden viele Lebensräume nicht mehr geeignet für die Glockenheide.

Auch die Deutsche Wildtier Stiftung trägt Verantwortung für eine kleine Wacholderheide in Niedersachsen: Die etwa fünf Fußballfelder große „Finteler Wacholderlandschaft“ steht seit 1953 unter Naturschutz und gehört zu einer der ersten Flächen, die der Stifter der Deutschen Wildtier Stiftung, Haymo G. Rethwisch, erworben hat. Die nährstoffarmen Böden sind geeignet für seltene Insekten wie etwa den Feldsandlaufkäfer, den Braunen Feuerfalter oder die Gefleckte Keulenheuschrecke. „Die Stiftung hat die kleine Wacholderheide im vergangenen Jahr gepflegt und zukünftig findet dort eine Beweidung durch Kühe statt“, sagt Petra Riemann. So kann sich das rosa-violett blühende Heidekraut wieder verjüngen und uns Menschen zur Zeit der Heideblüte jährlich aufs Neue erfreuen.

 

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